Mittwoch, 4. November 2015

Licht, Zeit und Muster... und was aus (m)einem wilden Garten

Ein paar Bilder aus dem Oktobergarten habt ihr hier und hier schon sehen können. Der Gesamtrückblick auf den Oktober, von dem ich nur eine Woche zu Hause war, ist mir aber doch noch wichtig. Und ihr habt vielleicht Freude dran.




Wie haltet ihr es mit der Zeit? Bei Lotta ist die Zeit diesen Monat Thema. Ich habe im Urlaub mit Vergnügen und Gewinn Momo von Michael Ende gelesen und überhaupt schon viel über Zeit nachgedacht, gelesen, mich darüber unterhalten. Eins stimmt auf jeden Fall: Sie vergeht. Ob wir was Sinnvolles mit ihr anfangen oder nicht. Und bezogen auf die Tage hat jeder jeden Tag gleich viel zur Verfügung. Vor Jahren habe ich schon beschlossen mir Zeit zu nehmen für Dinge, die es mir Wert sind. Was das ist, das entscheide ich. Es gelingt mal besser, mal weniger gut. Meine Erfahrung: Sich Zeit zu nehmen für etwas, das man mag, wenn man eigentlich gar keine Zeit dafür hat (bzw. meint nicht zu haben), kann sehr befriedigend, entspannend, stärkend sein. Während der zurückliegenden Urlaubswochen, in denen ich ohne www unterwegs war, hatte sich unbemerkt ein Fachgesprächs-Termin in meinen Wochenplan geschlichen, der Zeit kostete. Dienstagmorgen schon, hm, gut, ich hätte so kurzfristig auch absagen können, wollte ich aber nicht, denn der Termin interessierte mich sehr.




Das Gespräch begann früh in Potsdam, sehr früh und im Dunkeln schon musste ich los und konnte so an der Straßenecke bei uns im Dorf kurz vor der Bushaltestelle noch Licht einfangen. Dann zum am Montag - wenigstens so gut es in der kurzen Zeit ging - vorbereiteten Termin hinfahren, konstruktiv arbeiten, zurückfahren. Zurückfahren? Die Beratung währte nur bis zum späten Mittag und wann komme ich schon mal nach Potsdam? Da habe ich mir, wie insgeheim aschon gewünscht und erhofft, Zeit nehmen können, für eine Ausstellung, die ich schon lange besuchen wollte: Einfach. Natürlich. Leben. - Lebensreform in Brandenburg 1890 - 1939. Spannend. Die Dokumentation erster Reaktionen in Brandenburg auf die gesundheitlichen Folgen von Industrialisierung und Mietskasernenleben in Städten. Alternative Lebensformen, schon damals und Manches auch heute noch oder wieder aktuell. Vielleicht einmal mehr dazu auch hier.



Und dann? Dann schien die Nachmittagssonne doch so wunderbar auf die ganzjährig frei zugängliche Potsdamer Freundschaftsinsel gleich in Hauptbahnhofsnähe, dass ich nicht umhin konnte da auch noch eine Weile ganz gelassen umherzuwandern und zu schauen, was im einst von Karl Foerster auf der Insel begründeten Stauden-Schau- und Sichtungsgarten noch blüht. Denn ein Motto des begnadeten Gartengestalters und Staudenzüchters war: Es wird durchgeblüht. 



Für mich würde es ja ein Zug später es auch noch tun... Da hatte ich aber die Rechnung ohne den Busanschluss gemacht..., und hatte unerwartet eineinhalb Stunden Aufenthalt in Königs Wusterhausen. Zeit. Wartezeit, sollte ich mich darüber nun ärgern? Es wurde gut gefüllte Zeit. Beim Italiener gemütlich im neuen Domizil Gnocchi gegessen, in einer Zeitschrift gelesen, Adventskerzen gekauft, noch ohne zu wissen, wie denn diesmal das Arrangement aussehen könnte... Nach Hause kam ich also zwei Stunden später als angenommen, wieder im Dunkeln, aber unterm wunderbaren Sternenzelt wandernd. Musterzeit nun allerdings vorbei... Aber was für Zeit hatte ich verbracht, wie gut ging es mir damit mich aus freien Stücken Interessantem intensiv zuzuwenden. Weiter unten ein Fotoblick auf die ersten Vogelhausgäste, und hier einer ins Musterbuch und ins zusammengesammelte Drumherum und ein schräges "Mustervogelmuster" genügen aber vielleicht für den Anfang?




Wer jetzt schon gezweifelt hat - nun geht's doch noch in den Garten, in meinen Garten... (Noch) kein Freundschaftsinsel-Post, schließlich wartet auch noch der Gardasee auf den Einzug in den Blog. "Alles hat seine Zeit, kommt Zeit, kommt Rat, irgendwann wird die Zeit kommen..." - kennt ihr doch auch ;-)? Was im Herbstgarten begeistert, sind besonders das Licht und die Laubfarben... Manchmal wird jetzt erst klar, wohinauf der Wilde Wein denn in diesem Jahr gestiegen ist. Z. B. in die Birke, in die Douglasie und in den übers Jahr ziemlich bejammernswerten Säulenwacholder (dass aus ihm nie ein zypressenartiges Pflanzenwesen wird, habe ich in Italien jetzt endgültig eingesehen, nun muss er dann doch mal weichen...).



Wenn auch der Blick auf die Farbpanoramen besonders schön ist im Herbst, sollen die Details nicht vergessen werden: 


Der Wald im Garten.
Das zerknautschte Faltenblatt am Teich meinte wohl beim textilen Oktober-Mustermittwoch mit dabei sein zu können... Wurde leider nichts draus, die Zeit...
Unermüdlich blüht die Kapuzinerkresse (sogar jetzt noch, im November!)
Herbstanemonen
Weiße schmalblättrige Aster...
... im Gegenlicht sieht es aus, als hätte es schon geschneit.
Probefütterung: Kleiber, Buntspecht, Eichelhäher, Zaunkönig, Rotkehlchen, Kohlmeise, Blaumeise, Haubenmeise und Tannenmeise (hier auf dem Foto) brauchten nicht lange, um den neuen Platz zu entdecken und anzunehmen. (Leider kommt auch der Waschbär und hängt ganze Futterkugeln ab...)

Nun noch eine Runde ums Haus durch den herbstlichen, sonnigen Garten. Kommt ihr mit?


Alle die vorstehenden Fotos stammen aus den ersten Oktobertagen und denen um den 15.10. herum, dazwischen und danach waren wir nicht da. Als wir wiederkamen, am Nachmittag des 31. Oktober, empfing uns der Garten im Laubchaos versunken, aber lichtdurchflutet. Noch war die Zeit nicht da, sich dessen anzunehmen..., aber das trockene Wetter soll halten, und am Wochenende werde ich die Zeit haben im Garten ordnend einzugreifen, Laubberge versetzen und Keramik einsammeln, während der Gefährte im Keller baut. Ach ja, die Leine sollte auch wieder weg... Extra gespannt für die einzigen textilen Oktober-Muster, die es in einen Post geschafft haben... Dabei hatte ich auch ein paar Skizzenbuchseiten geklebt. Wie war das doch? Die Zeit...





Die Zeit..., die war es auch, die diesen Post jetzt erst erscheinen lässt, denn mitten im Schreiben kam ein Anruf - eine liebe Berliner Freundin war im Nachbarort auf ihrem Wochenendgrundstück und hatte Zeit für einen spontanen Besuch. Schön war's, mit der inzwischen 75-Jährigen, die noch immer in Berliner Kitas Märchen erzählt, und mit ihrer Tochter. Für Gespräche, also wirklich Gespräche! - sollte die Zeit nie fehlen müssen.

Licht und Zeit bei Lotta.
Vogelmuster bei Michaela.

12 Kommentare:

  1. Ein schön bebilderter Gedankenbogen zum Thema "Zeit" mit einem amüsanten Beispiel, damit umzugehen. Hat mir gut gefallen. Ich mag nun nicht mehr mitmachen beim Hätt-Ich-Würd-Ich. Irgendwann ist es so, wie es ist oder war, und wichtig, seine inneren Schätze zu pflegen.

    Den Zeitfressern die Stirn zu bieten ist schön & gut. Bis man das kann, ist oft schon sehr viel (Lebens)Zeit vergangen: Mir geht es nun nach über einem Jahr der Freiheit von beruflichen Ansprüchen so, dass mich da auch irgendwelche inneren Stimmen zur Ordnung rufen wollen, und ich oft den Zwischengedanken einschieben muss: Hoppla! Hast du gerade Freude, an dem was du tust? Dann mach es weiter! Egal, was du heute eigentlich geplant hast!
    Dann hast du alle Zeit der Welt, für das, woran dein Herz hängt.

    Ich drück dich ( noch nicht ganz virenfrei, ist aber auch rein virtuell ;-))!
    Astrid

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  2. Die Zeit...Ich habe gerade viel Zeit damit verbracht deinen Text zu lesen und es war mir eine Freude. Viel zu selten nehmen wir uns wirklich Zeit. Viel zu selten lassen wir uns nicht drängen. Vor allem, wenn man in dieser großen hektischen Stadt lebt.
    Es tut gut bei dir zu lesen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. ich habe mir in aller Ruhe Zeit genommen, Deinen wunderschönen Post zu lesen und es hat gut getan. Deine schönen Fotos zu betrachten hat auch viel Freude gemacht.
    Ich versuche auch immer mir die Zeit zu nehmen, für Dinge die ich tun will und die viel Freude machen. Ich schaffe es schon sehr oft, das angeblich "wichtige" liegen zu lassen.
    liebe Grüße
    Gerti

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  4. ...wie gut, dass ich mir die Zeit nehmen kann, liebe Ghislana,
    deinen Post zu lesen und auf den Bildern durch deinen Garten zu schweifen...deinen Gedanken über die Zeit zu folgen...gerade in den letzten Tagen gab es ein paar mal Gespräche dazu...in verschiedenen Richtungen...heute habe ich mir die Zeit genommen, mit dem Zug nach Landau zu fahren und dort ein paar schöne und unterhaltsame Stunden mit zwei bloggenden (eine noch, die andere früher) Frauen zu haben...die Zugfahrzeit war gerade recht, ein schon lange begonnenes Buch zu Ende zu lesen...ein schöner Tag,

    lieber Gruß Birgitt

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  5. Wie schön mit Dir durch Garten, Natur und die Zeit zu schlendern. Ich blicke gerade auf die 12 einhalb Jahre mit unserem Hund zurück, der uns am Freitag für immer verließ. Die vielen kleinen goldenen Momente... vor allem draußen in der Natur. Der Abschied treibt einem immer wieder die Tränen in die Augen, aber angesichts gemeinsamer glücklicher Zeit ist man erfüllt von Dankbarkeit.
    Geschenkte Zeit...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Danke, dass du dir die Zeit für diesen schönen Post genommen hast!
    Liebe Grüße
    Christine

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  7. Da ist ja einiges geboten - für einen kurzweiligen "Spaziergang" durch deinen Post hab ich mir gerne Zeit genommen.
    Schönen Gruß,
    Luis

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  8. nachdem ich gestern schon mal kurz bei dir reingeschaut hatte, wusste ich, dass ich mehr zeit zum schauen und lesen brauchte! und habe es jetzt voller genuss getan. danke für deine wunderbaren bilder (ich mag grad die vom vielen laub auf tischen und boden so gern!) und deine klugen worte!
    ich freu mich über deine vogelversammlung und auf gardaseebilder. lass dir zeit, ich kann warten!
    herzlichst, mano

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  9. Wieder ein neuer wunderbarer Aspekt zum Thema "Zeit"...die "überraschend geschenkte Zeit"....die ist etwas ganz Besonderes...und bleibt im Gedächtnis haften, weil man sie besonders schätzt...Ich merke gerade, wie ich, obwohl ich die Lebenszeit zunehmend als begrenzt empfinde, gleichzeitig gelassener werde...nach dem Motto..."was jetzt nicht wird, wird eben später..." ;-).Dein herbstlicher Garten ist wunderschön. LG Lotta.

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  10. Wunderbar, dein Garten! Heute Abend werde ich mir die Zeit schenken, deinen Beitrag mit Genuß zu lesen und noch einmal mit dir spazieren zu gehen.
    Liebe Grüße, hab einen schönen Tag!
    Sabine

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  11. Liebe Ghislana,
    gestern abend habe ich mir zwar noch die Zeit genommen, diesen schönen Post (auf dem Handy) zu lesen, aber das kommentieren habe ich mir für heute morgen vorgenommen. So schöne Gedanken und Worte passen perfekt in meine derzeit gut ausgeplante Zeit, in der ich mir aber auch immer meine Augenblicke und Momente nehme, ohne mich hetzen zu lassen. Tausend Dank, auch noch für die orangefarbene Postkarte, hast du die bei Susanne in meinem Oktober-Buch gesehen? Ich nehme mir jetzt mal Zeit für meine Arbeit und sende ganz liebe Grüße
    Michaela

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  12. Wunderschöner wilder Garten liebe Ghislana, da werde ich noch Zeit brauchen um durch deinen Garten zu schlendern... das trifft genau meinen Geschmack.
    Herzliche Grüße von Katja

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.