Samstag, 12. April 2014

Samstagskaffee aus (m)einem wilden Garten (3)

Blick auf den "Birken-Himmel" in Nachbars Garten von der Terrasse aus.
Blick in den "Kiefernhimmel" (Kiefer auch aus Nachbars Garten...) über mir, wenn ich "unten im Garten" sitze, auf dem Bild oben lugte sie rechts ins Bild. Die Zapfen knacken und schwellen...
Blick auf "meinen" gerade blühenden Ahorn - meinen Hausbaum - und eine Kiefer aus dem anderen Nachbarsgarten, gesehen auch "von unten" aus dem Garten...

Vom Gartenhimmel auf die Erde.... Auch von einem der Sitzplätze "unten" im Garten habe ich das Terrassenfoto gemacht (und von der Terrasse aus das Birkenfoto oben, mal so zur Orientierung...).



Blick über den kleinen Teich auf die nach Südwesten gelegene Terrasse.

"Noch sehr wildromantisch" wär's bei mir, kommentierte Jutta neulich... Neee, nicht "noch" - erst seit ein paar Jahren..., es soll auch bitte so bleiben, so wild und dennoch romantisch... Und es ist überhaupt erst so, seitdem ich aufgehört habe in meinem Garten haben zu wollen, was sich mit dem Standort am Waldrand (das Grundstück selber war vor der Bebauung als Wald im Grundbuch erfasst) einfach nicht verträgt, wie zum Beispiel Pfingstrosen, die auf Manos feuchterem Grund z. B. dann alles finden, was sie zum Gedeihen brauchen, bei mir nicht, ein paarmal probiert, ohne Erfolg.
Mahonie, sehr früh blühend erste Nahrung für Hummeln, breitet sich auf märkischem Sand sehr gut aus, die Samen werden mit dem Fressen der Beeren durch Vögel verschleppt.


Bevor es so "wildromantisch"
und aus dem trockenen Kiefernwaldgrundstück soviel Grün wurde, war ich mal eine junge (30) und "ordentliche" Gärtnerin, die gern einen "schmucken" Garten wollte... Die Natur (und mein kleiner Bruder, der mir einst dieses Buch schenkte...) lehrten mich Besseres: in einem Garten zu Hause sein, in dem auch die Tierwelt mit Schmetterlingen, Vögeln und Fröschen zu Hause ist, ist Freude pur. Und die Tierwelt kommt nur, wenn sie vorfindet, was sie braucht: Nektar, Pollen, Samen, Blattgrün von heimischen Pflanzen, natürliche Nist- und Rückzugsräume, Insekten. Da muss auch mal eine Brennnessel oder Distel wachsen dürfen... 


Hier könnte ich mal Hilfe gebrauchen. Eine wilde kleine Frühlings-Kresse? Habe sie noch nicht sicher bestimmen können ;-(. Sie wächst dieses Jahr massenhaft bei mir, und  eigentlich würde ich sie gern in den Salat tun...


Pflanzen brauchen Boden, und ein trockener Kiefernwaldstandort ist da tatsächlich etwas mager... Also habe ich seit über 20 Jahren kein Blatt oder Zweig oder Ast des organischen "Abfalls" aus dem Garten rausgetragen oder abtransportieren lassen, sondern das "Zeug" drinnen im Garten am Rand unter Gehölzen "flächenkompostierend" oder in "Totholzhaufen" gelagert und dort Leben und Humus entfalten lassen, wenn das Holz nicht sogar "tragende Aufgaben" bekam als Kletterhilfe an Zäunen und Wänden . 


Vinca und Goldnessel, auch zwei frühe Nektar- und Pollenspender für Insekten, "erobern" einen Totholzhaufen und überziehen ihn charmant mit Grün.
Auch die Efeublättrige Gundelrebe (Gundermann) weiß die Nischen an altem Holz zu schätzen. Übrigens ein gar leckeres Frühlings-Salat-Kräutlein.
Ein Stein, umwoben von Sedum und Orangerotem Habichtskraut, beide sehr hitze- und trockenheitsresistent.


Es wächst nun hier, was mit den Bedingungen (magerer Boden, Trockenheit) klar kommt. Und außerdem habe ich wachsen lassen, was Natur mit Hilfe von Wind, Vögeln und Ameisen an Pflanzen(samen) in den Garten trägt... Das ist soviel, wie ich es nie erträumt hätte. Und manchmal dann auch zuviel, wenn man auch noch gern mal draußen auf der Terrasse sitzen möchte, wenn Gäste kommen. Von Vögeln "gesteckte" Wildrosen haben zusammen mit einer nur langsam, dann aber umso wuchtiger in die Gänge gekommenen immergrünen Kriech-/Kletterspindel inzwischen ein Viertel der Tiefe der Terrasse überwuchert, und ich musste nun einschreiten. Die Spindel-Risslinge habe ich vors Haus gebracht, wo der alte Efeu nach einem heftigen Schneewinter vor zwei Jahren unten verkahlt ist und so nun selbst mein ästhetisches Empfinden etwas stört. Mal schauen, vielleicht übernimmt die Kriechspindel das Terrain, so wie am schattigen Teil der Südseite des Hauses, wo sie munter dem (noch nicht ausgetriebenen) Wilden Wein und Brombeeren bei der Wandbegrünung assistiert.


Abendsonnenschein-Blick von der Terrasse in Nachbars unbebauten Gartenteil, wo im Hellen schon ein Obstbaum blüht.
Wildrosen und Kriechspindel besiedeln das Terrassenumfeld inzwischen sehr raumgreifend.
Als immergrünen zarten Pelz vor der Mauer mag ich die Kriechspindel gern. Die Insekten tun das auch, denn nun im Alter blüht und fruchtet sie sicher.
Spindel gemeinsam mit Wildem Wein (noch blattlos) und Brombeere an der bei vollem Baumlaub im Sommer recht schattigen Südwand.
Umzug der Kriechspindel-Überschüsse von der Terrasse vor das Haus unter den alten, von unten verkahlten Efeu, Teichschlamm von der Frühjahrssäuberung hilft vielleicht beim Anwachsen.
Auch vor dem Haus, Blick von der Haustreppe durchs Wäldchen. Zu angepflanztem gefülltem Schneeball (wunderschön, aber leider für Insekten "steril") und Teufelsstrauch haben sich dort an "hohen" Gehölzen u. a. Zieräpfel, Eschenahorn und eine Linde selbst ausgesät - Gehölzschnittnachwuchs...


Ich passe die nach den jeweiligen "menschlichen" Bedürfnissen sich ändernden Funktionalitäten des Gartens alle paar Jahre mal wieder etwas an. Behutsam und möglichst ohne große Störungen für gut Eingewachsenes. So ein Zeitpunkt ist dieses Jahr. Nachdem das alte große Hochbeet in die Jahre gekommen und eingestürzt war, sollte unbedingt ein neues kleineres her, um frei von Rückenbeschwerden doch ein paar Gemüse und Kräuter ziehen zu können. Dann ist noch genug Platz für den Werkelplatz im Garten, der nach und nach entstehen wird, Wunschtermin Juni. Und ja, die kleinen nachwachsenden menschlichen Gäste sollen auch einfach etwas mehr Gestaltungs- und Manipulations-Raum im Garten bekommen. So gab es ein paar Umzüge. Der Arbeitsplatz zum Gärtnern zog rechts neben das neue Hochbeet, an die nun frei gewordene Stelle neben der Kellertür zog der Brennholzstapel. Der Steingarten am und neben dem alten Hochbeet zieht in zwei Teilen um, an den Zaun mit der Sonne aus dem Süden und an den kleinen Teich, die letzten Plätze, an denen sich die schlängelnden und kriechenden Gartenbewohner sonnen können, denn die Bäume im Garten halten nicht an mit dem Wachsen, es wird schattiger...


Platz in der frühen Morgensonne, oder bei Hitze im Nachmittagsschatten, auf einem 30 Jahre alten Metallstuhl.
Alte Beetbegrenzung - das modernde Holz bietet Moosen und Flechten Lebensraum im Garten.

Samstagskaffee, diesmal auf einem weiteren unserer "festen" Sitzplätze, dieser ist für mich ganz allein, wo sehr früh am Morgen an der langen Ostwand des Hauses kurz nach dem Aufgang die Sonne hinscheint. Manchmal muss ich sehr früh los, und ich liebe es die Frühstücks-Minuten davor draußen sein zu können. Die Stuhllehne ist von einem Waldgeißblatt durchzogen..., aber ich hab' noch Platz zum Sitzen und zum Schauen und manchmal ein Enkelkind auf dem Schoß... Durch den Efeu wuseln die Vögel, auch die anderen Kletterpflanzen (Waldgeißblatt, Wilder Wein, Kletterhortensie, Hopfen) schreiten energisch zur Tat, gegenüber macht sich in einem alten Beet der Oregano an sein Werk, Duft verteilend und Blüten und Blätter treibend für die Hummelwelt und die nächste Pizza.


Und ihr so? Wie wild darf es bei euch im Garten sein? Wer Lust hat, kann dazu kommentieren, gern auch mit Link zu euren wilden Gartenseiten.

Mehr Samstagskaffee.
Mehr Himmel.

14 Kommentare:

  1. Ich bekomme immer ganz schlimm Heimweh, wenn ich Deine wildeGartenReihe lese... Hab ein schönes Wochenende, meins ist voller Musik. LG, Marja

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  2. Ich glaube, es ist überaus klug, sich mit den (Boden- und Schatten-) Gegebenheiten eines Gartens abzufinden. Man kann einfach nicht ohne extreme Kraftanstrengungen einen üppigen Garten gestalten, wenn die Licht- und Bodenverhältnisse nicht stimmen...Man muss Frieden schließen und wird aus meiner Erfahrung doppelt und dreifach belohnt...mit einer Pflanzen- und Tierwelt, die man sonst nie in seinem Garten erwartet hätte...Wunderschön wild ist dein Garten! Gern mache ich auch in meinem Garten wieder einen fotografischen Spaziergang...wenn es Tochterkind besser geht...LG Lotta.

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  3. ...als würde man durch einen märchenwald spazieren, liebe ghislana. manchmal wünschte ich mir auch einen garten mit so schönen, stillen und grünen fleckchen...zum innehalten und entspannen. leider muß ich mich mit unserem sonnigen balkon begnügen und da stoße ich mit meiner befplanzungswut oft an grenzen..räumlich und lichttechnisch. täglich bis zu 10h pralle sonne verträgt am besten mein lavendel....und davon hab ich inzwischen reichlich:-)
    lg und ein entspanntes gartenwochenende
    mickey

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  4. Bei uns darf es gerne wild im Garten sein. Aber leider ist unser Garten sehr klein (bei den Grundstückspreisen am Bodensee und dem Hang zur extremsten Innenverdichtung...), so dass es gelegentlich aussieht, als würde der Holzzaun nur noch mit Mühe und Not die geballte Natur zusammenhalten, ehe sie ausbricht und über die pinzettengepflegten Vorgärten der Nachbarschaft hermachen. Ach, was wünschte ich mir einen so großen, schönen Garten, wie du ihn hast.
    Liebe Grüße
    ANdrea

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  5. ...bevor ich den Text las, liebe Ghislana, dachte ich noch, du wohnst ja direkt im Wald...und so ist es ja auch früher Wald gewesen...ich finde es bewundernswert, wie du mit den Gegebenheiten umgehst und die Natur sein darf...ich weiß nicht, ob ich mich so leicht damit abfinden könnte, dass Lieblingsblumen nicht wachsen...was ja eigentlich bei mir auch nicht anders ist, nur andere Blumen, die ich dann Jahr für Jahr aus gekauften Töpfen wieder nach draußen pflanze ohne dass sie wieder blühen würden...und dann nach mehreren Fehlversuchen doch, weil ich diesmal den richtigen Standort erwischt habe...ich mache alles nach Gefühl ohne darüber nachzulesen oder mich theoretisch damit zu befassen...ach, so lange es mir Spaß macht...
    deine Bilder heute erinnern mich an eine Hütte mitten in der Dübener Heide, wo wir in meiner Kindheit Urlaubstage verbrachten...da fühlte ich Großstadtkind mich so frei und war den ganzen Tag draußen...danke fürs erinnern,

    lieber Gruß Birgitt

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  6. Liebe Ghislana ! Du kannst dir gar micht vorstellen wie gerne ich jetzt in deinem wilden Garten sitzen würde und meine Gedanken zur Ruhe kommen lassen würde !!!
    Ich wünsche dir ein feines ganz entspanntes Wochenende !
    Liebe Grüße , Ursula

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  7. liebe ghislana, dein ausführlicher gartenbericht ist wieder einmal eine wohltat für die seele (und für meinen erkältungsgeplagten kopf). so wie bei dir hätte ich es auch gern, aber wir haben immer noch rasen (äh, eher moos mit gänseblümchen und günsel..) und "gepflegte" buchsbaumhecken, die ich so heute auch nicht wieder anlegen würde. aber ich wollte auch mal einen hübschen garten mit rosen und buchs haben! heute darf es an allen rändern wild wachsen und es gedeiht wie bei dir nur das, was sich hier auf dem schweren lehmboden wohlfühlt und die natur hat sich viele ecken zurückerobert. gedankt bekommen wir es durch die viele viecherei, der es hier gut geht. es ist doch wunderbar morgens von den vögeln geweckt zu werden und abends dem gekruschpel des igels zuzuhören!
    liebe grüße in deinen wilden garten!

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  8. Ich finde deinen wilden Garten wunderschön! Ein traumhaftes Plätzchen zum Erholen und Kraft tanken! Das würde mir auch gefallen! Bei mir erobert die Natur gerade meinen Balkon - hatte noch nie soviel Löwenzahn, der aus den Ritzen der Platten wächst wie heuer! Finde ich aber irgendwie schön!
    LG Mary

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  9. ein traum:) bei dir auch... interessant, dass wir ganz gegensätzliche voraussetzungen haben (bei mir lehmig bis tonige erde) und das "ergebnis" sich dann doch so ähnelt;) bei mir darf auch alles wachsen - außer es nimmt zu viel licht weg, dann wird gebändigt oder auch gefällt. mit pfingstrosen hatte ich bisher auch noch nie glück, obwohl ich sie so liebe;)
    von herzen birgit, die sich sehr über deine worte gefreut hat

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  10. Ich mag deinen wilden Waldgarten sehr. Leider habe ich ja keinen Garten, den ich vorzeigen kann, aber sicherlich wäre er genauso wenig geföhnt, onduliert, geschminkt und aufgebrezelt wie ich es bin - der Garten muss ja auch zu seiner Besitzerin passen. :-)
    Also wachsen hier im Hof zwischen Rollholz, Steinen und meinen Kübeln im Kopfsteinpflaster auch ganz viele Auswanderer (Veilchen, Heuchera, Akelei, Frauenmantel, Farn, Glockenblumen) und auch Einwanderer, die bleiben dürfen (Königskerze, Wegerich, Löwenzahn), solange ich das bestimmen darf. Gefreut habe ich mich letzte Woche über den neuesten Luftpost-Einwanderer, der unbedingt bleiben darf : ein kleiner Holunder. :-)
    Mein Hof liegt übrigens auch komplett im Schatten, aber einige Pflanzen lieben gerade das und danken es mir mit üppigem Wachstum - Funkien, Akelei, Farn, Maiglöckchen, Salomonsiegel, Hortensien, Astilbe, Taglilien, Veilchen und Waldastern.
    Zu gern würde ich sehen, wie sie sich verhalten, wenn sie ihre Füsse im Boden ausbreiten dürften... vielelicht klappt es ja doch noch irgendwann mit dem eigenen Garten.

    Vielen Dank für deinen schönen Gartenrundgang.
    Herzlich, Katja

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  11. Und wieder, ein schöner Gartenausflug. Ich hätte das Gefühl, ich wäre mit einem so umfangreichen Garten überfordert und Du berichtest so leichtfüßig - toll.
    Ich wünsche Dir eine schöne Woche, Cora

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  12. Dein Garten ist einfach nur wunderschön!!!! Hätte ich im gemeinsamen Garten (mit der Schwiemu) was zu sagen, würde es auch so aussehen!!!
    Liebe Grüße
    Anke

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  13. Ich habe diese Art Kresse auch massenhaft im Garten,ich zupfe manches Blättlein ab und esse es.Neulich hatte ich ein ganzes Büschel mit heim genommen,um den Salat zu würzen.Dann hatte ich ein Essen ohne Salat gemacht und die Kresse weggemacht.Ich würde sie auch auf Butterbrot essen.

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.